Alternative Heilmethoden: Die türkische Musiktherapie

Schauplatz und nachgestellte Szene aus dem Museum für Gesundheit im Krankenhauskomplex von Sultan Beyazid in Edirne
Schauplatz und nachgestellte Szene aus dem Museum für Gesundheit im Krankenhauskomplex von Sultan Beyazid in Edirne

Kann Musik heilen, und können Rhythmen oder Melodien vor Krankheiten schützen? Vielleicht kann man auf diese Frage, auch heute, keine präzise Antwort geben, dennoch hat die Musik einen bemerkenswerten Platz unter den alternativmedizinischen Behandlungsmethoden gefunden. Vor allem in unserer heutigen modernen Psychotherapie wird die Musik immer häufiger zu therapeutischen Zwecken genutzt. Die Musiktherapie soll den Geist, die Seele und schließlich auch die körperliche Gesundheit fördern. Es werden zwei übergeordnete Formen der Musiktherapie unterschieden. Einmal die aktive Musiktherapie, in der der Patient unmittelbar selber bei der Erzeugung der Musik involviert ist oder in Begleitung zu den Melodien Bewegungen ausführt oder dazu tanzt. Die zweite übergeordnete Form ist die rezeptive Musiktherapie, bei der der Patient nichts anderes macht, als der Musik zuzuhören, die ihm vorgespielt wird. Dies ist auch die älteste Form der Musiktherapie, die bereits vielen Urvölkern unserer Welt bekannt war und zu der ich im weiteren Verlauf dieses Artikels näher Bezug nehmen will.

Die Schamanen und ihre Heilrituale

Die Heilkraft der Musik war bereits in vorislamischer Zeit bei den naturverbundenen schamanischen Turkvölkern, den antiken Römern, Griechen und Ländern Zentralasiens bekannt. Musikinstrumente, Rhythmen und Tänze waren fester Bestandteil schamanischer Heilrituale. Schamanen sind eine Art Vermittler zwischen den Welten, die mit den Geistern in Kontakt treten, um für die Familie oder den Stamm nützliche Ziele zu erreichen. Der Schamane glaubte an eine Urkraft – einen Lebensstrom, der eine Verbindung zwischen den Urahnen, der sichtbaren Welt und der Natur ermöglicht, was die Grenzen der menschlichen Wahrnehmungsfähigkeit überschritt. Sein Name leitet sich aus dem tungusischen Wort šaman ab – einer altaischen Sprachfamilie. Jedoch ist die etymologische Herkunft bis heute noch nicht vollständig geklärt. Was aber am plausibelsten erscheint, ist die Bedeutung des Verbes Scha (ša) – was so viel wie „denken“ oder „wissen“ heißt. Der Schamane ist also jemand, der wissend ist. Daher genossen sie in der Bevölkerung einen gewissen Respekt und besonderen Stellenwert.

Krankheiten als Launen der bösen Geister

Krankheiten und Unwohlsein sahen die Schamanen als Launen der Geister. Durch die Rituale sollten die Menschen in einen tranceartigen Zustand versetzt werden und gleichzeitig eine Verbindung mit der „anderen Welt“ herstellen, damit die bösen Geister, die für alles Übel verantwortlich sind, beseitigt werden. Schließlich sollte mit übernatürlicher Hilfe der guten Geister Gutes geschehen und beispielsweise der Erkrankte Genesung erhalten. Weitere Aufgaben der Schamanen waren außerdem, die Geister um Glück und Schutz zu bitten sowie Regen und Blitzrituale auszuführen, um das Gleichgewicht der Natur wiederherzustellen.


Hüseyni Makam – Beispiel: Hüseyni Sema von Dimtiri Cantemir/Kandemiroglu * 1673 gegen zu hohem Fieber und für Zufriedenheit – Videoquelle und Beispiel: You tube

Naturverbundene Nomaden und ihre Musik

Die Turkvölker waren seit jeher traditionell ein Nomadenvolk – dies erklärt ihre tiefe Naturverbundenheit. Die häufig in Stämmen organisierten Nomaden konnten nur mit der Natur und nicht gegen sie überleben. Gök Baba – Toprak Ana; Vater Himmel – Mutter Erde: Ihre Musik Rhythmen und Bewegungen waren stets harmonisch im Einklang mit der Natur, die zugleich auch ihre größte Inspirationsquelle darstellte. Nachdem die ersten Turkvölker um das 8. Jahrhundert ihren ersten Kontakt mit dem Islam hatten und diese Religion auch annahmen, bewahrten sie noch einige ihrer schamanischen Rituale und Traditionen.

Die Theorie der Musiktherapie und die Universelle Harmonie

Laut ältesten türkischen Quellen wurde die Geburtsstunde des Kosmos durch einen Klang eingeleitet. Gemeint ist damit ein göttlicher Klang oder eine göttliche Stimme. Dieser Gedanke wird auch im islamischem Glauben durch verschiedene Verse im Quran untermauert: „Wenn ER etwas beschlossen hat, sagt Er nur, Sei‘“ und Es ist“ (Qur’an, Bakara 2/117). Dies spielte eine wichtige Rolle bei der Annahme, durch Musik Krankheiten heilen zu können. Die Suche nach Heilung hing auch von der Idee der universellen Harmonie ab. Durch die Harmonie der Sphäre, die Bewegung der Sterne und weitere Elemente entstehe eine nicht hörbare kosmische Musik. Pythagoras war der erste, der diese Theorie entwickelte. Der Mensch ist Teil dieser universellen Harmonie, und man sah im menschlichen Körper viele Parallelen zu den Himmelskörpern. Kleinste Schallschwingungen der Musik sollten einen kranken Teil des Körpers beeinflussen und die Harmonie zwischen Körper und Seele wiederherstellen, was dann schließlich zur Gesundheit führen sollte.

Systematische Anwendung der Musiktherapie

Evliya Çelebi (*1611-1683) berichtet in seinem Buch Seyahatnâme, was „Reisebuch“ bedeutet, über seine Reisen im Osmanischen Reich und Nachbarländern

 

 

Evliya Çelebi (*1611-1683) berichtet in seinem Buch Seyahatnâme, was „Reisebuch“ bedeutet, über seine Reisen im Osmanischen Reich und Nachbarländern. Dabei hält er alles fest was ihm wichtig erscheint. Sein zehnbändiges Buch umfasst vor allem Themen wie regionale Traditionen, Menschen, Religionen sowie Gebäude und Sprachen. Die Seyahatnâme gehört zu den wichtigsten Büchern der Türkischen Literatur.

In der Zeit des Mittelalters wurde die Musik der Schamanen weiter angewandt und sogar systematisch erweitert. Wichtige Quellen und Informationen liefern uns Zakariya al-Razi (854-932), Farabi (870-950) und İbni Sina (980-1037), alles namhafte islamische Ärzte, Naturwissenschaftler und Philosophen. So untersuchte Muhammed bin Abdullah al-Bahili, der erste Chefarzt, der zugleich auch ein Musiker war, im Nureddin Krankenhaus (erb. 1154) in Damaskus, die Auswirkungen der Musik auf seine Patienten. Angewandt wurde die Musiktherapie aber auch in den Krankenhäusern in Kayseri (1206), Sivas Divriği (1228), Amasya (1309), Istanbul Fatih (1470), Edirne (1488) sowie in Süleymaniye Istanbul (1556). Berühmt ist hierbei der Krankenhauskomplex von Sultan Beyazid in Edirne – der ehemaligen zweiten Hauptstadt des Osmanischen Reiches. Hier wurden in der Zeit des Mittelalters vor allem geistig behinderte Kinder und viele Krankheiten behandelt. Der osmanische Schriftsteller Evliya Çelebi schreibt in seinem Reisebuch (Seyahatnâme) aus dem Jahr 1664 über das Krankenhaus in Edirne Folgendes:

„In dem Krankenhaus des verstorbenen Beyazid, Gott hab ihn selig, finden Kranke Heilung, Traurige Trost und Wahnsinnige Seelennahrung, dreimal in der Woche therapieren sie Kranke wie auch Verrückte in zehn abgetrennten Räumlichkeiten. Der einer spielt die Ney Flöte, ein anderer Santur, der andere eine Oud und ein weiterer singt.“ An einer anderen Stelle schreibt Çelebi, dass die Therapie mit herrlich duftenden und schönen Blumen unterstützt wurde: „Vor allem im Frühling geben sie den Patienten schön duftende Blumen wie Jasmin, Nelken, Tulpen, Rosen und heilen so, begleitet von passender Musik, die Patienten.“

Weitere wichtige historische Quellen zur osmanischen Musiktherapie sind die osmanischen Schreiber und Komponisten Ali Ufki, alias Albertus Bobovius (1610-1675), und Kantemiroǧlu (Prince Dimitrie Cantemir) sowie die Ärzte Hasan Şuuri und Hekimbaşı Gevrekzade Hafız Hasan Efendi (*1724-1801). Cantemir hat selbst Kompositionen geschrieben, die später auch bei der Musiktherapie verwendet wurden.

 

Dimitrie Cantemir, türkisch: Kantemiroglu wurde im Jahre 1673 in Silişteni, im heutigen Rumänien, als Sohn von Constantin Cantemir, dem Fürst von Moldawien geboren

Dimitrie Cantemir, türkisch: Kantemiroglu wurde im Jahre 1673 in Silişteni, im heutigen Rumänien, als Sohn von Constantin Cantemir, dem Fürst von Moldawien geboren. Dimitrie Cantemir war selber, in den Jahren 1693 und 1710, zweimal Fürst von Moldawien. Außerdem war er ein Ethnograph, Musikwissenschaftler, Linguist und Enzyklopädist sowie ein Geograph. Besonders seine Werke im Bereich der klassischen Osmanischen Musik gelten heute als wichtiges historisches Erbe. In seinem Buch Kitâbu ‚Ilmi’l-Mûsikí alâ Vechi’l-Hurûfât, türkisch für „ Das Buch der schriftlichen Musikwissenschaft“ schreibt er über zeitgenössische osmanische Melodien, Rhythmen, Makame und über seine eigenen Arbeiten und Notationen. Cantemir starb am 21. August 1723 in Dmitrowka in der heutigen Ukraine.

Die zur Krankheit passende Musik – der passende Makam

Bei der Behandlung wurde die Musik nicht willkürlich verwendet. Jede Krankheit wurde durch verschiedene Arten von Melodien (Makame) und Rhythmen behandelt. Makam ist im Türkischen die Bezeichnung für einen charakteristischen Melodietyp bzw. für die Art eines Musikstückes – der Melodietyp ist charakterisiert durch eine spezifische Tonleiter, Tonart und weitere musikalische Elemente. Typisch sind auch Eröffnungs- und Endmelodien, gewöhnlich Taksims, die man mit musikalischer Improvisation vergleichen kann. Über 80 verschiedene Makams sind bekannt, 12 von ihnen wurden zu therapeutischen Zwecken verschrieben. Der islamische Philosoph Al-Farabi (*870-950) fasste in seinem Werk „Musikiul-kebir“ einige Makame und deren Wirkungen auf den Menschen wie folgt zusammen:

„Der Rast-Makam erfreut den Menschen und gibt ihm Zufriedenheit, der İsfahan-Makam schenkt dem Menschen Beweglichkeit und Selbstvertrauen. Segah beruhigt und fördert den Schlaf – der Neva-Makam gibt Appetit und Gelassenheit. Der Uşşak-Makam (einer der ältesten Makame) lässt den Menschen lachen und die Seele zutiefst erfreuen. Zengüle fördert den Schlaf. Saba-Makamı gibt Kraft, und der Hüseyni-Makamı schenkt dem Menschen Zufriedenheit, Wohlsein und Vollkommenheit.“

Der oberste Arzt des osmanischen Reiches, Hekimbaşı Gevrekzade Hasan Efendi schrieb in seinem Werk „Neticetül-fikriye ve Tedbir-i veladet-ül bikriye“ über die Psychologie des Kindes und darüber, welcher Makam bei welchen Kinderkrankheiten eingesetzt werden sollte:

„Schöne Klänge, harmonische Musik gibt den Kindern Freude, Gelassenheit und der Seele Zufriedenheit. Den Kummer und ihre Sorgen lassen sie weit hinter sich und fallen in einen tiefen Schlaf.“

 Schauplatz und nachgestellte Szene aus dem Museum für Gesundheit im Krankenhauskomplex von Sultan Beyazid in Edirne

 

Tanburi Büyük Osman Bey (*1816–1885) war ein osmanischer Komponist.

Tanburi Büyük Osman Bey (*1816–1885) war ein osmanischer Komponist. Er behielt den Beinamen „Tanburi“, da er ein Tanbur – Musikinstrument – Virtuose war. Neben seinem Großvater Numan Ağa und seinem Vater Zeki Mehmed Ağa – beide ebenfalls Komponisten – gilt er als ein wichtiger Vertreter der klassischen osmanischen Musik. Zudem war er ein begeisterter Anhänger des Mevlevi-Derwisch-Orden und komponierte deshalb mystische Sufi-Musik für die uns bekannten „Tanzenden Derwische“.

Im Weiteren folgt eine Tabelle als Zusammenfassung der Makame und Krankheiten von Hekimbaşı Gevrekzade Hasan Efendi.

1. Rast ; gegen Epilepsie und Hirnerkrankungen und Gelähmtheit
2.Irak ; bei Meningitis bei Kindern
3. Isfahan ; gegen Fieber, erhört die Konzentration und die Intelligenz
4. Zîrefgen ; Gelähmtheit im Gesicht, Schmerzen in den Muskeln und Gelenken
5.Rahâvî; Kopfschmerzen bei Kindern, gegen Nasenbluten und Gelähmtheit
6. Büzürk ; gegen Niedergeschlagenheit und Schmerzen. Belebend
7. Zengûle ; gegen Herzerkrankungen, Meningitis und Sodbrennen
8. Hicaz ; gegen Inkontinenz
9. Buselik ; befreit den Kopf von wirren Gedanken und bei Erkrankungen am Auge
10. Uşşak ; nachmittags gegen Schmerzen und gegen Organisch Bedingte Erkrankungen
11.Hüseynî ; Gelassenheit und Zufriedenheit – Gegen Erkrankungen am Herz und Lunge, vor allem gegen Fieber und Gelbfieber
12. Neva ; gegen Schmerzen am Becken Bereich und schlechte Gedanken.

Segah Makam – Beispiel: Segah Peşrev von Tanburi Büyük Osman Bey *1816 – gegen Depressionen und Schlaflosigkeit – Videoquelle und Beispiel: You tube

Im Hinblick auf die Wirkungen der Makame ist die Literatur sehr vielfältig. Farabi beschreibt sogar auf Grundlage physikalischer und astronomischer Erkenntnisse, zu welcher Tageszeit ein Makam am wirkungsvollsten ist. Um ein paar Beispiele zu nennen: Hüseyni wäre am Morgen, Hicaz nachmittags und Neva am Abend am wirkungsvollsten.

Wie und bei wem wurde die Musiktherapie angewandt?

Durch Evliya Çelebi und den Arzt Hasan Şuuri (*1693) sowie weitere osmanische Handschriften erfahren wir, dass die Musik in der Regel nicht einzeln, sondern mehreren Patienten gleichzeitig vorgespielt wurde. Die musikalischen Klänge wurden oft kombiniert mit dem Klang vom fließendem Wasser sowie einer musikalischen Improvisation. Häufig verwendete Instrumente waren Ney, Santur, Çeng, Ud, Regab, Dombra und noch einige andere. Des Weiteren ist bekannt, dass die Patienten während der Behandlung im Liegen oder in einer bequem sitzenden Lage positioniert wurden. Über die Krankheiten, die man mittels der Musik behandelte, findet man jedoch nur sehr allgemeine Beschreibungen. Laut den Handschriften wurden vor allem Kinder mit Down-Syndrom, Autisten, geriatrische Patienten sowie psychisch kranke Menschen therapiert. Es gibt jedoch keine klare Beschreibung, wie genau man vorging und wie es endete und in welcher Beziehung die Patienten zu ihrem Heiler standen. Es wird auch kein religiöser Hintergrund bei der Verwendung der Musik als Mittel der Kommunikation mit der übernatürlichen Welt und der Heilung durch göttliche Intervention erwähnt. Auch über die Therapiedauer gibt es keine konkreten Informationen, also darüber, wie lange die Therapie fortgesetzt oder wie oft sie wiederholt werden sollte. Allerdings gibt es in den Handschriften, wie auch zunächst oben kurz angeschnitten, detaillierte Tabellen, die die Tage und Uhrzeiten beschrieben, wann und zur welchen Uhrzeit welche Makame gespielt werden sollten. Ein Ansprechen der Patienten auf die Musiktherapie ist in den meisten Quellen nicht festgehalten, mit Ausnahme von Notizen des osmanischen Arztes Hasan Şuuri, der zugleich auch ein wichtiger osmanischer Dichter und Denker war. Er beschreibt die Musiktherapie im Beyazid Krankenhaus in Edirne eher als reine Unterhaltung unter den Mitarbeitern und schreibt, dass sich einige Patienten eher gestört fühlten. Dies spiegelt eine kritische Haltung gegenüber den Praktiken, aber nicht gegenüber dem Erfolg der Musiktherapie wider. Denn in seinem Buch „T’adil-ül Emzice“ schreibt Suuri über die Musiktherapie:

„die Makame schlagen zeitgleich wie die Pulsschläge unserer Adern – der Zusammenhang der Wissenschaft der Musik und der Medizin ist mehr als offensichtlich.“

Ziele der türkischen Musiktherapie

Ziele der türkischen Musiktherapie waren die Behandlung psychisch bzw. organisch bedingten Krankheiten und die Erhaltung sowie Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen Körper und Geist. Die Musik sollte sowohl physische als auch emotionale Wirkungen haben. Durch Auslösen von Weinen oder Lachen erhielt man ein Feedback vom Patienten. Dieses war in einem gewissen Rahmen vorhersehbar, und so wusste man vorher, welcher Musikstil bei den jeweiligen Patienten gespielt werden sollte. Selbst schwerste Formen von Infektionskrankheiten behandelte man mit Musik, derartige Ideen kann man bis Demokrit in der Antike zurückverfolgen.

 


Turkish Music Therapy – Buselik Pesrev by D. Cantdemir * 1673 – against of confused thoughts; gegen wirre Gedanken

Aufstieg und Verfall der Musiktherapie im Osmanischen Reich

Die Musiktherapie war während der Blütezeit des Osmanischen Reiches, bis hin zum „kranken Mann am Bosporus“ weit verbreitet. Doch im Laufe der Zeit, auch aufgrund des Einzugs unserer moderneren Medizin, wurden die heilenden Klänge zunehmend weniger ernst genommen. Die Heilmusik nahm dann zunächst Einzug in die Kaffeehäuser, später auch in die Gaststätten. Die Musik entfremdete sich von ihrem ursprünglichen Zweck, da die Bevölkerung diese Musik nur noch als Unterhaltungsmusik verstand.

Tumata: Türkische Musiktherapie in Forschung & Präsentation

Der Prozess der Entfremdung und Verkommenheit vollzog sich erschreckend schnell. So schnell, dass dieses kulturelle Erbe fast vergessen wurde. Jedoch gab es in unserem letzten Jahrhundert einige Wissenschaftler, die sich mit dieser Thematik auseinandersetzten. Darunter Dr. Rahmi Oruc Güvenc, der 1976 die Gruppe Tumata gründete. Diese Gruppe befasst sich mit den heilenden Klängen aus der Zeit der Schamanen bis hin zu den Osmanen. Die Ziele von Tumata sind, Nachforschungen und Bekanntmachung der zentralasiatischen Musikkultur. Hörbeispiele gibt es auf der Homepage der Tumata.

Musiktherapie heute

Heute wissen wir, dass die Musik bei Menschen starke Emotionen und Reaktionen hervorrufen kann, deshalb wird sie heute auch zunehmend bei seelischen Beschwerden wie Depressionen oder Psychosen praktiziert und angewendet. Darüber hinaus zeigen sich aber auch funktionelle Veränderungen bei bestimmten Organen, z. B. beim Herz. Es ist eine Tatsache, dass das Herz durch Emotionen beeinflusst werden kann. Die direkte Messung von Reaktionen auf musikalische Schwingungen mag schwer sein, jedoch kann man indirekt die Änderungen in der Herz und Atemfrequenz messen. Der Krankenhauskomplex in Edirne, der heute als Museum für Gesundheit dient, gewann 2004 den Museumspreis des Europarates und noch viele weitere Aufzeichnungen. Noch heute kann der Museumsbesucher Platz nehmen und dem Wasser und der Musik lauschen, die schon seinerzeit die Patienten heilten.

Quellen

– Samuel Hahnemann: Organon der Heilkunst., 6. Auflage
– ŞUURİ, Hasan Efendi; T’adil-ül Emzice
– AK, Ahmet Şahin (2006) Avrupa ve Türk İslam Medeniyetinde Müzikle Terapi Tarihi Gelişim ve Uygulamaları
– ÇOBAN, Adnan. Müzik Terapi
Tonquelle You Tube, A K. Rizeli, Emre Araci, Savall, Alle Materialien sind nicht auf unseren Server gespeichert. Wir distanzieren uns und machen diese Inhalte nicht zu eigen.
– Bildquellen: Wiki pedia Deutschland, Türkei
– GÜVENÇ, Rahmi Oruç. Türk Musikîsi Tarihi ve Türk Tedavi Musikîsi – TÜMATA
– GEVREKZADE Hafız Hasan Bin Ahmed, Emraz-ı Ruhaniyeyi Nagamat-ı Musikiye-i Tedavi
– saglikmuzesi.trakya.edu.tr/
– muslimheritage.com/topics/default.cfm?ArticleID=1089
– Yrd. Doç Dr. Ratip Kazancıgil, Edirne Sultan II. Bayezid KülliyesiTürk Kütüphaneciler Derneği Edirne Şubesi- 1994
– kalemguzeli.net/

Schreibe einen Kommentar